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die FVM Website
SWR2 aus dem Land Feature
"Grade, klare Menschen wär'n ein schönes Ziel" - Was ist aus den Kinderladen-Kindern geworden?
SWR2, Samstag, 24.11.12, 22:03-23:00 Uhr
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Wo sind sie hin, die Kinderladen-Kinder, die früher mit Fingerfarben die Wohnungswände verschmierten, den Hausmeister auslachten und lautstark freche Lieder sangen? Sind sie die "graden, klaren Menschen" geworden, die Bettina Wegner in ihrem wohl bekanntesten Lied damals herbei wünschte? Sind die Kinderladen-Kinder, die anti-autoritär erzogen wurden, couragierte und kreative Menschen geworden - so wie sich ihre Eltern das erhofft haben - oder haben sie Probleme, in unserer leistungsbetonten, normierten Gesellschaft ihren Platz zu finden? Die Autorin Marie-Dominique Wetzel trifft ehemalige Kinderladen-Kinder und -Begründer - und zwar nicht aus der 68er-Hochburg Berlin, sondern aus der badischen Provinz. Die Kinderladen-Bewegung ist inzwischen auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, die sowohl mit Verklärung als auch Verurteilung dieser alternativen Erziehungsform aufräumen will.
Von Marie-Dominique Wetzel unter Mitwirkung u.a. von Dr. Gabriele Haug-Schnabel
ORF Salzburg Aktuell
Dr. Gabriele Haug-Schnabel: Beitrag zum Thema Kinderkrippen
ORF, Salzburg, 24.11.12, 12:30 Uhr
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Dr. Gabriele Haug-Schnabel fordert qualitativ gute Rahmenbedingungen für die frühe Betreuung in Kinderkrippen.
ORF Salzburg Aktuell
Dr. Gabriele Haug-Schnabel: Die Macht der Aggression
ORF, Salzburg, 10.07.12
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Aggressionen bei Kindergartenkindern lassen sich durch mehr Freiräume für die Kleinen massiv verringern. Diese Studienergebnisse hat die deutsche Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel heute Vormittag an der Universität Salzburg bei der Pädagogischen Werktagung vorgestellt. Für eine individuelle Kinderbetreuung fordert Haug-Schnabel mehr, besser ausgebildete und besser bezahlte Kindergartenpädagoginnen. Die Pädagogische Werktagung steht heuer unter dem Motto "Die Macht der Aggression". Maria Mayer berichtet.
Deutschlandfunk PISAplus
Mehr als Füttern und Wickeln: Pädagogische Konzepte für die Betreuung von Kindern unter drei
Deutschlandfunk, Samstag, 04.05.12, 14:05-15:00 Uhr
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PISAplus fragt: Welche pädagogischen Konzepte brauchen Kitas, um den Bedürfnissen der ganz Kleinen wirklich gerecht zu werden? Welche Bedeutung hat dabei die räumliche und personelle Ausstattung der Einrichtungen? Woran können Eltern erkennen, ob ihre Kinder nur verwahrt oder auch gefördert werden?
Regina Brinkmann im Gespräch mit Joachim Bensel (Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen), Manfred Walhorn (Familienministerium NRW) und Stefan Pattke (Erzieher in der Berliner Kita "Stepping Stones").
Die FVM hat zusammen mit Renate Niesel und Monika Wertfein vom IFP in München eine WIFF-Expertise zum Thema "Kinder in den ersten drei Lebensjahren in altersgemischten Gruppen - Anforderungen an frühpädagogische Fachkräfte" verfasst. Sie setzt sich mit der brisanten Fragestellung auseinander, worauf sich Träger und frühpädagogische Fachkräfte vorbereiten müssen, wenn sie Säuglinge sowie Ein- und Zweijährige in altersgemischten Gruppen mit Kindern von 3 bis 6 Jahren aufnehmen. Neben Hinweisen auf das entwicklungspsychologische Grundlagenwissen für diese Altersgruppen werden die unterschiedlichen Modelle der Altersmischung beschrieben und ihre Voraussetzungen und pädagogischen Konsequenzen für die Praxis diskutiert. Die Expertise trägt zur Orientierung von Weiterbildnerinnen, Trägern, Fachberatungen und Fachkräften bei.
Download unter: Download
Die U.S. Consumer Product Safety Commission (CPSC) warnte Mitte März 2010 aufgrund dreier tödlicher Unfälle im vergangenen Jahr vor der Verwendung zweier schlingenähnlicher Tragebeutel, in denen Babys liegend transportiert werden. Diese Todesfälle sind der bedauerliche Effekt eines unüberdachten Designs von Herstellerfirmen, die weder die Anatomie von Kind und Eltern, noch deren physiologische Bewegungsabläufe ausreichend berücksichtigen.
Das komplette Statement von Frau Dr. Kirkilionis kann hier heruntergeladen werden: Download Statement zu Trage-Todesfällen
SWR2 Journal aus Baden-Württemberg
Pubertät: Eltern-Verantwortung und Eltern-Glück
SWR2, Dienstag, 29.7.08, 18:40-19:00 Uhr
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"Pubertät: Eltern-Verantwortung und Eltern-Glück" so der Titel eines kürzlich erschienenen Buches, in dem Mutter und Sohn die Zeit der Pubertät jeweils aus ihrer persönlichen Sicht beschreiben. Das Buch zeigt, wie Eltern und Jugendliche den Übergang von der Kindheit durch die Pubertät ins Erwachsenen-Alter gut bewältigen und sogar davon profitieren können. So schildert die Mutter diese schwierige Zeit als echte, aber lohnende Herausforderung für alle Beteiligten; sie wird nicht als Problemzeit empfunden, sondern als Chance erkannt.
ORF "Focus - Themen fürs Leben"
Dr. Gabriele Haug-Schnabel: In der Kindheit wird die Erfahrungsschatzkiste gefüllt
ORF, Radio Vorarlberg, Samstag, 28.6.08, 13:04-14:00 Uhr
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Welches Glück und welche Verantwortung es bedeutet, Kinder ins Leben begleiten zu dürfen, das erklärt die Verhaltensbiologin Dr. Gabriele Haug-Schnabel in diesem faszinierenden Vortrag, gehalten in der Reihe "Wertvolle Kinder" im Vorarlberger Kinderdorf in Bregenz. Jedes Kind bringt vielfältige Startvoraussetzungen mit und ist von Anfang an auf "lustvoller Suche nach Erfahrungsbeute". Die Suche ist allerdings nur dann erfolgreich und die Erfahrungsschatzkiste wird nur dann gefüllt, wenn das Kind angeregt, unterstützt, liebevoll begleitet wird.
SWR1 Leute
Wie wird man erwachsen?
SWR1, Freitag, 11.7.08, 10:00-12:00 Uhr
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Gabriele Haug-Schnabel ist Verhaltensbiologin, und ihr Sohn Nikolas Schnabel studiert Archäologie. Beide haben zusammen ein Buch über eine aufregende gemeinsame Zeit geschrieben, die Pubertät. Gabriele Haug-Schnabel hat bereits zahlreiche erfolgreiche Bücher über Kinder und Erziehung veröffentlicht.
Landesschau Baden-Württemberg
Gäste im Studio: Gabriele Haug-Schnabel und Nikolas Schnabel zu ihrem neuen Pubertätsbuch (Interview mit Filmausschnitten gegen 19:30 Uhr)
SWR BW, Donnerstag, 10.7.08, 18:45-19:45 Uhr (Wdh. Fr, 11.7.08, 5:00-6:00 Uhr bzw. 12:00-13:00 Uhr)
Gabriele Haug-Schnabel & Nikolas Schnabel (2008) Pubertät – Eltern-Verantwortung und Eltern-Glück. ObersteBrink, Ratingen.
Dieses Buch zeigt, wie Eltern und Jugendliche gemeinsam den Übergang von der Kindheit ins Erwachsenen-Alter nicht nur gut bewältigen, sondern sogar genießen können. Mutter und Sohn schildern die Pubertät nicht als Problemzeit sondern als echte und lohnende Herausforderung für alle Beteiligten. Der Sohn beschreibt in persönlichen Rückblicken, wie er diese Zeit vor wenigen Jahren erlebt hat. Die Mutter, Entwicklungsforscherin und Völkerkundlerin, zeigt anhand wissenschaftlicher Ergebnisse und jahrelanger Beratungserfahrung wie von diesem Lebensabschnitt generationenübergreifend profitiert werden kann. Pubertät als Zeit der Chance – auch für alle Erwachsenen, die regelmäßig mit Jugendlichen zu tun haben.
Gabriele Haug-Schnabel und Nikolas Schnabel im Spiegel-Gespräch mit Katja Thimm über ihr neues Pubertätsbuch
Die Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel und ihr Sohn Nikolas über die seltsame Erfahrung der Pubertät, den wundersamen Umbau im jugendlichen Gehirn, die Suche nach extremen Reizen und verzweifelte Kämpfe um Mädchen. Den Beitrag im Spiegel können Sie hier herunterladen.
Das Wohlergehen des Kindes sollte der Maßstab sein
Was Kinder in der Krippe brauchen: Die Humanethologin Gabriele Haug-Schnabel referierte beim Lörracher Sozialkongress
LÖRRACH (wik). Messer, Gabel, Schere, Licht gehören auch in Kinderhände, denn Kinder müssen lernen, damit umzugehen. Kleinkindbetreuung ist im Umbruch, was früher als selbstverständlich galt, wird heute differenziert betrachtet. Was das Kind in der Krippe braucht, war Thema des Impulsreferates von Gabriele Haug-Schnabel, Humanethologin und Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM).
Sehr langsam aber stetig steigt die Zahl der unter dreijährigen Kinder, die in Krippen betreut werden. Das Wort "Krippe" stehe hier für verschiedene Arten von außerfamiliärer Betreuung von Kleinkindern. Ob Kinder in die Obhut einer Tagesmutter kommen, altersgemischte Gruppen in Kindergärten eröffnet werden oder neue Krippen entstehen, bis 2010 sollen bundesweit 230.000 weitere Plätze geschaffen werden. In Baden-Württemberg setze man vor allem auf die Öffnung der Kindergärten für Zweijährige, wohl auch, weil sonst wegen des Geburtenrückgangs manche Kindergartengruppe von der Schließung bedroht wäre.
Doch Gruppen mit jüngeren Kindern zu füllen, kann nur eine Lösung sein, wenn die Rahmenbedingungen geändert werden und die Pädagogik den Bedürfnissen der Zweijährigen entspricht. "Die Zufriedenheit und das Wohlergehen des Kleinkindes innerhalb der Tageseinrichtung sollte zentraler Maßstab sein", sagt Haug-Schnabel. Unter Dreijährige bräuchten eine altersangemessene, entwicklungsorientierte Pädagogik, die durch Respekt und Achtbarkeit gekennzeichnet ist. Die Erzieherinnen benötigten ein professionelles Wissen über die Entwicklung in der Altersgruppe. Zweijährige Kinder seien immer in Bewegung, hätten einen unermüdlichen Forschungsdrang, erprobten ständig Grenzen, seien äußerst impulsiv und wollten die Welt erobern. Entwicklungsfenster müssten aufgegriffen und bedient werden. Das Kind müsse eine Bindung zur betreuenden Person entwickeln können.
Damit dies alles möglich ist, müssten Platz, Heiterkeit, Zeit und verschiedene Materialien zur Verfügung stehen. Kleine Gruppen mit sieben Kindern und zwei Erzieherinnen bei bis zu Dreijährigen, in altersgemischten Gruppen 15 Kinder mit drei Erzieherinnen seien optimal. Und nicht zuletzt sei auch wichtig, berufstätige Mütter nicht abzuwerten. Wenn eine Familie sich entscheidet, ihr Kind außerhalb der Familie betreuen zu lassen, müsse dies akzeptiert werden.
Das Gegenteil vom Leben im Elfenbeinturm
In der alten Posthalterstation Wollbach sind anerkannte Forscher zuhause
Von Heike Rienitz
KANDERN-WOLLBACH. Die Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen betreibt lebensnahe Forschung in der alten Wollbacher Posthalterstation.
Für Dr. Gabriele Haug-Schnabel und Dr. Joachim Bensel ist das Anwesen aus dem 17. Jahrhundert genau der richtige Standort, um Privates und Berufliches unter einem Dach zu vereinen. Das Haus bietet genügend Platz für den Austausch mit anderen Wissenschaftlern, die gerne und oft zu Besuch kommen.
Seit 1993 gibt es die Forschungsgruppe Verhaltenbiologie des Menschen, kurz FVM. 1998 bezogen die beiden Forscher mit ihrer Familie und ihren Katzen das alte Fachwerkhaus in Wollbach.
Der Standort Wollbach ist das Zentrum der FVM. Zum Team gehören eine Sekretärin im Haus sowie zahlreiche freie Mitarbeiter aus verschiedenen Fachrichtungen: Psychologen, Biologen oder Psychiater.
Für Gabriele Haug-Schnabel und Joachim Bensel sind Kinder die spannendsten Wesen überhaupt. Die beiden Verhaltensbiologen bearbeiten Fragestellungen über ihre Entwicklung und beziehen dabei verschiedenste wissenschaftliche Richtungen mit ein. Dabei geht es nicht nur um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern immer auch um die Ableitung praktischer Empfehlungen.
Eines der Herzblutthemen der FVM ist die Beratung von Eltern im Umgang mit Kindern, die Schwierigkeiten haben, trocken zu werden. Dr. Gabriele Haug-Schnabel hat seit 1998 etwa 200 betroffenen Familien bei der Bewältigung dieses Problems geholfen. Einnässen kann wie eine Mauer zwischen Eltern und ihren Kindern stehen. Die Problematik sei mit Scham besetzt, es werde zu wenig darüber gesprochen. Wichtigste Empfehlung der Expertin: Keinen Druck ausüben. Ziel der Beratungsarbeit ist es, Lernprozesse in Gang zu setzen, die diesem fehlgeleiteten Signal seine Wirksamkeit nehmen. Bei diesem vielschichtigen Thema zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel von Verhaltensbiologie, Medizin, Pädagogik und Psychologie ist.
Ein Beispiel für die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist auch ein aktueller Forschungsauftrag des Landesjugendamtes Baden-Württemberg. Gegenstand der wissenschaftlichen Arbeit ist die Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Erkennung von Kindesvernachlässigung. Eine Umfrage in Kindergärten ergab, dass erschreckend viele Kinder unter Vernachlässigung leiden. Dr. Joachim Bensel untersucht nun, wie groß das Problem wirklich ist und ab welchem Punkt Vernachlässigung tatsächlich stattfindet. Das Ziel ist die Entwicklung von wissenschaftlich begründeten Hilfsmitteln für Erzieherinnen, Vernachlässigung besser zu erkennen und darüber hinaus betroffene Familien von innen her zu stützen.
Fortbildung für Erzieherinnen
Forderung auf Kita-Tagung
Von Anita Rüffer
FREIBURG. Erzieherinnen wollen sich nicht nur als Zuarbeiter für die Grundschulen verstehen, sondern den selbstständigen Bildungsauftrag ihrer Einrichtungen und ihrer Arbeit gewürdigt wissen. Das jedenfalls war der Tenor einer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Südbaden veranstalteten Fachtagung, an der am Samstag 300 Erzieherinnen aus Südbaden teilnahmen.
Dass den Kindertagesstätten (Kitas) in Politik, Forschung und Gesellschaft inzwischen eine "extrem hohe Bedeutung" als frühkindliche Bildungseinrichtungen beigemessen werde, erkennen die Veranstalter zwar an. Aber, so die Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel, "das muss auch Konsequenzen haben". Mehr Fachkräfte, kleinere Gruppen, eine bessere Ausstattung und modernes Arbeitsmaterial forderte sie in ihrem Einführungsreferat. Zumal die Kitas gerne die viel zitierte Erziehungspartnerschaft mit Eltern konstruktiv gestalten würden - "nicht nur zwischen Tür und Angel".
Soll der baden-württembergische Orientierungsplan, wie vorgesehen, bis 2010 in allen Kitas Wirklichkeit werden, müssten die Fachkräfte "hochwertige Fortbildungsangebote" bekommen, sagt Erzieherin Sabine Soeder, die auch ausbildet. An den Fachschulen seien zwar Bemühungen erkennbar, die Curricula den neuen Anforderungen anzupassen. Aber "grundsätzlich orientiert sich die Ausbildung noch am Kindergartenbild der 60er-Jahre", bemängelt der südbadische GEW-Geschäftsführer Klaus Willmann.
An einer Akademisierung des Erzieherberufs führt für ihn "kein Weg vorbei". Es werde höchste Zeit, dass Erzieherinnen in Deutschland, wie im europäischen Umland üblich, den Grundschullehrerinnen gleichgestellt würden. Viele machen nach Aussagen von Sabine Soeder Fortbildungen auf eigene Kosten, aber "sie haben nichts davon".
Das Einstiegsgehalt für Erzieherinnen liegt bei 1700 Euro brutto und hat nach 15 Jahren mit 2300 Euro die Endstufe erreicht. Nicht wenige könnten sich in den Großstädten nur mit einem Zweitjob über Wasser halten. Würden sie besser bezahlt, ist Soeder überzeugt, wäre der Beruf auch für Männer attraktiver. Männliche Bezugspersonen hält Gabriele Haug-Schnabel für dringend nötig angesichts der zunehmenden Zahl allein erziehender Mütter. Nur sieben Prozent der Fachkräfte in den Kitas sind Männer.
Pubertät als Chance für die Schule
Die private "Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen" kümmert sich um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
Von unserem Redakteur Wulf Rüskamp
In die Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist Bewegung gekommen. Zumindest in der Theorie. Einen entscheidenden Anteil an der Diskussion hat die "Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen" (FVM), die ihren Sitz im beschaulichen Wollbach hat, einem Ortsteil von Kandern.
Gabriele Haug-Schnabel, zusammen mit Joachim Bensel Inhaberin des als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) geführten Instituts, entwirft derzeit als Buchprojekt eine "Vision von Lernen". Dabei zieht sie aus den Pisa-Untersuchungen ihre eigenen Schlüsse. Die laufen mitunter in andere Richtung als die der Schulpolitik. Denn ihr Ansatzpunkt ist das lernende Kind, der lernende Jugendliche und deren individuellen Stärken: Welches Interesse haben sie an den Unterrichtsthemen? Was motiviert sie zum Lernen? Welche Impulse erwarten sie von der Schule?
Dass Antworten darauf im herkömmlichen Unterricht nicht zu erwarten sind, ist offensichtlich. Gabriele Haug-Schnabel räumt deshalb gern mit Schultraditionen auf: "Wozu Noten", fragt sie, "wenn Schüler doch selbst recht gut ihren Leistungsstand in der Klasse einschätzen können?" Und sie beklagt, dass die Pubertät, die für die Entwicklung der Jugendlichen so kraftvolle Schübe bringt, in der Schule eher zum Problem wird. Deshalb verschlechterten sich in dieser Zeit meist die Noten — weil die Schule die Energie der Jugendlichen nicht fürs Lernen nutze.
In diesem Buch will sie erneut den Spagat zwischen Praxis und Theorie versuchen, um Schultheoretiker wie interessierte Schülereltern gleichermaβen anzusprechen. Dass sie einen solchen Spagat beherrscht, zeigen ihre bisherigen Bücher zur Kinderentwicklung und Kindererziehung, die eine Auflage bis zu je 200.000 Stück erreicht haben.
Gabriele Haug-Schnabel ist eine Schülerin des Freiburger Professors Bernhard Hassenstein, der die Verhaltensbiologie des Kindes als Wissenschaft ins Leben gerufen hat. Bei ihm hat sie auch habilitiert. Doch Hassensteins Nachfolger auf dem Lehrstuhl hatte andere Interessen — die Verhaltensbiologie oder auch Ethologie verschwand aus der Freiburger Biologie. 1993 entschloss sich daher Gabriele Haug-Schnabel zu einem heute noch auβergewöhnlichen Schritt, nämlich der Gründung eines privaten Forschungsinstituts, das weiter eng mit der Universität zusammenarbeitet: Durch ihre Vorlesungspflicht als Privatdozentin ist Gabriele Haug-Schnabel ohnehin eng an sie gebunden.
Der Name des Instituts, "Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen", ist weiter gefasst als das heutige Programm: Die inzwischen zehn festen oder freien Mitarbeiter der FVM kümmern sich vor allem um Fragen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das schlieβt nicht aus, dass Mitinhaber Joachim Bensel versiert anfragenden Journalisten Auskunft geben kann, warum Gähnen ansteckend ist oder Erwachsene flirten. Die Verhaltensbiologie steht allerdings nicht alleine: Längst ist die Entwicklung des Kindes ein interdisziplinäres Thema geworden, bei dem Psychologen, Pädagogen, Neurowissenschaftler, Mediziner oder eben Biologen zusammenarbeiten. "Wir verstehen uns als Netzwerker und Brückenbauer", sagt Gabriele Haug-Schnabel.
Das Institut lebt wirtschaftlich nicht nur von Forschungsaufträgen: Weitere Standbeine sind Fort- und Weiterbildung für Lehrer, Erzieher, Jugendpsychiater oder Kinderärzte, die Publikation einschlägiger Bücher (16 sind bereits erschienen) und Aufsätze sowie die Beratung — in individuellen Problemfällen oder auch in der Produktentwicklung der Industrie, etwa bei Höschenwindeln und Tragegestellen für Kleinkinder. Durch dieses breite Programm hat das Institut bisher Konjunktureinbrüche gut auffangen können — zumal alle Mitarbeiter forschen, schreiben, fortbilden und beraten.
Die FVM bietet selbst keine Fortbildungen an. Vielmehr werden die Mitarbeiter beispielsweise von freien Trägern der Wohlfahrtspflege als Dozenten engagiert. Dabei kommen ihnen, wie Bensel berichtet, die von der FVM gepflegte enge Verknüpfung von Theorie und Praxis zugute. Denn genau das erwarten Kindergärtnerinnen, Lehrer oder Erzieher für ihre Arbeit. Die gegenwärtige Bildungs- und Erziehungsdebatte stellt sie vor neue Herausforderungen. Wie etwa reagieren Kindergärten auf den Umstand, dass sie künftig jüngere Kinder betreuen müssen?
Pädagogik und Therapie sind häufig nicht zu trennen. Derzeit läuft ein Projekt an der Universität Basel, das die FVM auswertet und in dem es um die die so genannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung geht — vom Volksmund gern "Zappelphilipp" genannt. Untersucht wird, ob diese Störung auch auβerhalb des Gehirns liegende Ursachen hat, etwa in Situationen, die Angst oder Stress auslösen. Ziel ist es, von der medikamentösen Behandlung abzukommen. Stattdessen könnte, so Bensel, den betroffenen Kindern ein Unterricht helfen, der ihnen stressfreies Lernen erlaubt und die in ihnen schlummernden Potenziale weckt.
In Deutschland ist dies noch kein Thema — aber das Deutsche Schulamt in Bozen hat Gabriele Haug-Schnabel bereits zum Vortrag eingeladen. An einfachen Rezepten ist ihr dabei aber nicht gelegen, ebenso nicht in ihren Elternratgebern. Bensel bestätigt: "Wir geben keine endgültigen Antworten." Wichtiger sind beiden stets neue Fragestellungen — davon lebt ihre Forschung.
Angstgegner: Fanatismus und Kernkraftwerke
BZ-FRAGEBOGEN, heute ausgefüllt von Gabriele Haug-Schnabel, unter anderem Autorin von "Wie Kinder sauber werden"
FREIBURG (ckb). Aller guten Dinge sind drei – das passt auch auf Dr. Gabriele Haug-Schnabel: Biologie, Psychologie und Medizin verband sie in ihrer interdisziplinären Habilitation. Die 53-jährige Autorin von "Wie Kinder sauber werden können" und "Wie man Kinder von Anfang an stark macht" hält Vorlesungen zur Verhaltensbiologie und -forschung an der Freiburger Uni und leitet die private Forschungsgruppe "Verhaltensbiologie des Menschen" (www.verhaltensbiologie.com). Mit ihrem Partner und ihren beiden Kindern lebt sie in Kandern.
Haben Sie Ihre eigenen Kinder perfekt erzogen? Wir wollen keine perfekten Kinder, sondern starke Persönlichkeiten.
Was war für Sie das Spannendste, das Sie erforscht haben? Die Verhaltensvielfalt von Kindern in Konflikten.
Was würden Sie gerne mal erforschen? Wie die ungeheuren Potenziale von Jugendlichen im Schulalltag nicht verkümmern.
Was ist das Tolle und was nervt an Ihrem Job? Die tägliche Herausforderung durch spannende Menschen ist toll, das dauernde Unterwegssein nervt.
Was wollten Sie als Kind werden? Räuberhauptmannsgeliebte.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in Freiburg? Das Theater im Marienbad.
Ihr Lieblingsessen? Leckere finger food.
Ihr Lieblingslokal in Freiburg? Tizio.
Ihr Lieblingsfach in der Schule? Biologie.
Wann waren Sie zuletzt in der Kirche? Am Sonntag im Familiengottesdienst.
Worüber können Sie so richtig herzhaft lachen? Über Nonsens-Witze wie "Der Ofen ist hinten genauso vorne wie hoch".
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Wie entspannen Sie? Wandern, durch Städte bummeln, Krimis lesen, Ausstellungen, Theater und Kino besuchen.
Was lesen Sie gerade? Marcel Reich Ranicki: "Mein Leben" und parallel "Seelen aus Stein" von Charles Todd.
Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? In welchem Film? Im vergangenen Monat in "Die Dolmetscherin".
Welche Musik hören Sie gerne? Queen, Camel, K-Maro, Evanescence.
Wovor haben Sie Angst? Fanatismus und Kernkraftwerke.
Haben Sie ein Vorbild? Meine Großmutter Christine.
Gibt es eine Eigenart, die Sie lieber nicht hätten? Nervendes Pflichtbewusstsein.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen am meisten? Toleranz und Offenheit.
Was bringt Sie auf die Palme? Desinteresse und Arroganz.
Wo machen Sie gerne Urlaub? Irgendwo, weit weg vom Schreibtisch.
Wo würden Sie gerne leben? Ich lebe, wo ich gerne lebe.
Was war Ihr größter Erfolg / das beeindruckendste Erlebnis in Ihrem Leben? Mutter zweier atemberaubender Kinder zu sein.
Was fehlt Ihnen zum vollkommenen Glück? Mehr Zeit für Privates.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne einmal lesen? Schulen können Jugendliche motivieren.
Angenommen, Sie gewinnen bei Jauch eine Million. Was machen Sie damit? 1. einen dicken Urlaub, 2. aus unserer Forschungsgruppe ein Zentrum, in dem sich regelmäßig Entwicklungsforscher treffen können.
Was werden Sie in zehn Jahren machen? Die Fensterläden eines Hauses in der Bretagne blau anstreichen.
Bitte vervollständigen Sie: Als Oberbürgermeisterin von Freiburg ... würde ich kleine Geschäfte und Lokale in die Innenstadt locken und Ladenketten in die Peripherie verbannen.